Über den Hundesport

 

Vorwort:

Ich persönlich halte es für nahezu unmöglich ein vollständiges Buch über die Ausbildung von Hunden zu schreiben. Zu bestimmend sind die Anteile von Gefühl, Gestik und Spontanität, die mit Worten nicht beschreibbar sind. Hinzu kommen die nuancenreichen Unterschiede beispielsweise scheinbar gleicher Hunde, zu verschieden sind ihre Reaktionen.


Meine generelle  Auffassung über die Ausbildung will ich jedoch in Auszügen deutlich machen. Dabei setze ich Grundwissen voraus.

 

Grundlage für die Methodik und das Timing der Ausbildung bedeutet für mich zunächst und immer wieder das „Einlesen des Hundes“, d.h. die Beobachtung der Triebhaftigkeiten, die Feststellung der nervlichen Verfassung und später die Analyse der Fehlerursachen. Aus diesen fundamentalen Feststellungen heraus entwickelt sich schrittweise der Ausbildungsweg, der grundsätzlich feststeht, aber individuell verschieden ist.


Hochgradig wichtig ist die Schaffung von Voraussetzungen: Umwelterkundung, Spielen, Bindung, Vertrauensförderung, Aktivität, Triebziele, Griffverhalten, Abbau von störenden Verhaltensweisen!

 

Das Ergebnis der Ausbildung muss nach meiner Auffassung der freudige, hoch motiviert arbeitende Hund sein.


Dieses Ziel erreiche ich durch die richtige und faire Anwendung des Prinzips „Trieb-Korrektur-Trieb(ziel)“ in allen Abteilungen des Vielseitigkeitssports (fair heißt: keine Korrektur ohne Fehler), nachdem und nur wenn der Hund verknüpft hat, was er soll. Dabei entscheiden die natürlichen Anlagen des Hundes über die Auswahl der Ausbildungshilfsmittel bzw. deren prozentuale Mischung, denn zu viel Trieb erhöht die Fehlerquelle, zu wenig Trieb führt zur unmotivierten Ausführung.

 

 

 

Die Unterordnung:

 

Der Begriff „ sich unterordnen“ trifft, gemessen an den Leistungsanforderungen der PO und seiner Auslegung, nicht mehr den Kern. „ Gehorsam“ klingt da schon besser. „ Die harmonische, von offensichtlicher Leichtigkeit geprägte Zusammenarbeit zwischen Hundeführer und Hund“, bestimmt durch den Hundeführer, beschreibt es präziser.

 

Ein Beispiel: Die schnelle Ausführung der Übung „Sitz aus der Bewegung“ allein reicht nicht mehr. Um die volle Punktzahl zu erreichen, hat der Hund die Anfangsgrundstellung aufmerksam und erwartungsfroh einzunehmen. Er muss in der Übungsentwicklung motiviert, gerade, korrekt mitgehen und daraus das Hörzeichen „Sitz“ schnell annehmen. Bis der Hundführer in die Endgrundstellung zurückkehrt soll er sich aufrecht aufmerksam verhalten.

 

Die Erarbeitung einer solchen Übungsausführung in Zusammenhang mit den Übungen Platz und Steh und das Halten der Leistung danach, erfordern die Schaffung der im Vorwort genannten Voraussetzungen.

 

Darüber hinaus ist überaus sorgfältig zu arbeiten:

 

  • die Auswahl und der mögliche Wechsel des Triebziels zur Positionierung des Hundes in der Freifolge etc. ist dem Triebbereich des Hundes anzupassen
     

  •  Einwirkungen zum Erhalt von Verhaltensweisen und Korrekturen müssen angemessen und eindeutig sein.
     

  •  Das Hörzeichen „Fuß“ muss der Hund abgesichert und positiv mit uneingeschränkter Aufmerksamkeit verknüpfen.
     

  • Verhaltensbestätigungen müssen zeitgerecht und auf den Punkt genau kommen. Dazu muss ein akustisches Signal bestehen ( Hörzeichen wie z.B. „lauf“ oder Ton, Klicker ).

    Keinesfalls sollte die zur Tasche gehende Hand etc. Signal für die Freigabe sein.Übungen müssen schrittweise erarbeitet werden.

 

 

 

Die Fährtenarbeit:

 

Ich beginne so früh wie möglich mit der altbewährten Futtermethode, d.h. weiche hochwertige Futterbrocken auf dem Abtritt, in kurzen Abständen auf der ca. 20 Schritt langen Fährte und am Ende. Ich versuche so möglichst schnell die Verknüpfung Suchen-Erfolg herzustellen. Führt dies nicht zum gewünschten Ergebnis, wird die Motivation durch mehr Futter oder durch Schleppen gesteigert. Eine weitere Möglichkeit der Triebsteuerung ergibt sich durch den individuellen Aufenthaltsort des Hundes beim Legen der Fährte. Zur Steigerung wird er entweder durch eine Auftragsperson festgehalten oder angebunden, zur Senkung außer Sicht gelassen. Nach dem Fressen am Ende wird ein zweites Triebziel eingefügt. Ball bzw. Beutespiele, gekoppelt mit vorausgehenden Bellen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Korrekturmaßnahmen in der Fährte senken die Fressbereitschaft.

 

Voraussetzung für eine geschliffene Winkelarbeit ist die perfekte Ausarbeitung der Geraden und zwar auf allen denkbaren Böden und in alle Richtungen (mit den Furchen, gegen die Furchen, diagonal zu den Furchen).


Der Winkel sollte nach dieser intensiven Vorbereitung problemlos sein.

Die Gegenstandsarbeit wird abgesetzt von der eigentlichen Fährtenarbeit, egal wo, parallel erarbeitet, nachdem das Hörzeichen zum Verweisen ohne Einwirkung sofort angenommen wird (das Aufnehmen des Gegenstandes ist risikobehaftet und nicht mehr zeitgemäß).


Die PO fordert das sofortige und gerade Verweisen der Gegenstände. Dazu ist Motivation erforderlich. Es empfiehlt sich eine Kopplung mit Futter. Dazu wird der Hund angeleint oder frei an den Gegenstand geführt und mit dem entsprechenden Hörzeichen vor dem Gegenstand platziert. Dabei sollte das Berühren des Gegenstandes unbelastend unterbunden werden. Nun tippt der Hundeführer mit der rechten Hand solange auf den Gegenstand, bis die Aufmerksamkeit und Spannung des Hundes sich auf den Gegenstand richtet. Ist dies der Fall gibt der Hundeführer den Hund frei (Hörzeichen !!) und hebt den Gegenstand an. so dass der Hund das zuvor unter dem Gegenstand deponierte Futter aufnehmen kann. Es empfiehlt sich eine Reihe von Gegenständen im praktikablen Abstand auszulegen.

 

Ein generelles Wort zur Korrekturanwendung: Ich persönlich halte eine zuverlässige Fährtenarbeit nur für möglich, wenn der Hund weiß, dass er suchen muss. Es gelten die gleichen Voraussetzungen wie in der Unterordnung. Wenn ich von Korrektur rede, spreche ich nicht von signalbehafteten brutalen Methoden. Ich spreche nur über die Durchsetzung eines Hörzeichens. Engagement und Freunde dürfen dem Hund nicht genommen werden. Dazu ist Feingefühl und Wissen nötig. Anfänger sollten sich also sachkundige und intelligente Hilfspersonen suchen.

 

 

 

Der Schutzdienst:

 

Die Ausbildung im Schutzdienst war grundsätzlich erfolgreich, wenn der Hund aufgrund eines Wehrreizes den Beutebereich öffnet. Voraussetzung dafür ist eine den Anlagen des Hundes angepasste Aufbauarbeit!“

 

Auf individuelle Art und Weise muss die für jeden Hundetyp erfolgreichste Mischung zwischen Beutetrieb und Wehrverhalten gefunden und erhalten werden. Nahezu ideal wäre die Balance der beiden Kriterien.

 

Der Beutetrieb ist ein aktiver Trieb und produziert bei richtiger Anwendung das PO- gerechte Griffverhalten, unterliegt jedoch der Ermüdung. Einem ausschließlich über Beute gearbeiteter Hund fehlt es jedoch grundsätzlich an Seriosität und ernsthaften bzw. glaubhaften Druck gegen den Helfer. In den Verteidigungsübungen können Defizite auftreten, beispielsweise in der Eröffnungs- und Belastungsphase.

 

Das Wehrverhalten für sich gesehen ist reaktiv. Es setzt immer einen Angriff voraus, den der Hund abwehrt um Ruhe zu erhalten. Es ist ermüdungsfrei, verleiht dem Schutzdienst Ernsthaftigkeit und produziert harte, aber nicht volle Griffe. Ein zu tief in den Wehrbereich gearbeiteter Hund lässt sich nur bedingt über Beute befriedigen, wie beispielsweise im Trieb absenken in der Endphase einer Verteidigungsübung kurz vor dem „Aus“. Das Trieblevel ist immer nahezu gleich. Der Hund ist schwer zu kontrollieren. Um Gehorsam zu erreichen, werden harte Einwirkungen nötig, die zwangsläufig zu Konflikten und Fehlleistungen führen.

 

Die Aufbauarbeit im Schutzdienst ist individuell verschieden, weil sie von den Anlagen des Hundes bestimmt werden sollte. Dementsprechend hat sich der Helfer dem Hund gegenüber zu präsentieren. Dabei ist in jedem Fall wichtig, dass der Hund zuerst agiert und der Helfer reagiert.Sollte der Hund in den Folgeschutzdiensten am Alter gemessen schon überreizt auf den aus dem Versteck tretenden Helfer agieren, so ist darauf entschärfend zu reagieren. Beispielsweise können Hundeführer, Hund und Helfer den Platz gemeinsam betreten. Dabei wird der Beutegegenstand sofort präsentiert.


Sinnvollerweise beginnen wir so früh wie möglich, um den Hund zu prägen und um auf Triebwechsel sofort reagieren zu können ( beim Zahnwechsel pausieren ). Im Laufe der Aufbauarbeit muss der Hund erkennen, dass er sich gegen den Helfer durchsetzen kann und gewinnt. Er muss verknüpfen, dass jeder Anbiss im Beutebereich erfolgt ( kanalisieren ).
Meideverhalten, abgesehen von gewollten Konflikten zur Triebsteigerung, gehört nicht in eine Schutzdienstausbildung!


Die PO und ihre Auslegung verlangt u.a. bedingungslosen Gehorsam und uneingeschränkte Aufmerksamkeit zum Helfer. Darum hat das „An- und Abstellen“ einen hohen Stellenwert. Die Hörzeichen „Sitz“ und „Fuß“ müssen den Hund abstellen ( bellen einstellen) und gleichzeitig als spannungsreiches „Stand by – Signal“ verstanden werden, auf das Unterordnung, Anstellen oder Helferaktionen folgen können. Diese Komponente sollte weder zu früh noch zu spät, aber sorgfältig in die Schutzdienstausbildung einfließen!

 

 

 

 

 

Druckversion | Sitemap
© Manfred Pils